interim.projekte #29.11

Dirk Baumanns, Thorsten Fuchs: "trüber Schein"
Malerei, Fotografie

Dauer: 4. Juni bis 17. Juli 2011
Ort: Galerie vom Hafen 2, Offenbach

Dirk Baumanns, Malerei

Die ausdrucksstarken Ölgemälde Baumanns stehen auf den ersten Blick im starken Kontrast zu Fuchs' Hochglanzfotos. Die Energie, die Geste des Malers ist im pastosen Farbstrich deutlich erkennbar, in Grautünen oder bonbonfarbene Farbschlieren und Kratzspuren wird die Vorstellung des Malvorgangs wieder lebendig. Beim genauerer Betrachtung erkennt man die unterste Farbschicht, die durch das Kratzen freigelegt wird. Die Spuren werden mit Pinselstielen gezogen, oder auch mit Nägeln: Baumanns, der auch für seine Performance-Kunst bekannt ist, sieht den Malvorgang selbst als Performance.
Der Vorgang des Kratzen und Ritzens beschäftigt Baumanns, er sieht darin eine Umlenkung von Stress, von ungenutzter Energie, von psychosomatischen Krankheiten gar. Für ihn war die Entwicklung dieser Technik auch die Müglichkeit, loszulassen, die Energie frei laufen zu lassen. Frühere Werke, wie 'Farbenfluss', zeigen eine deutlich strengere Komposition und eine stärkere Konzentration auf den Inhalt und Symbole. So steht hier die Symbiose zwischen Mensch und Natur im Mittelpunkt. Doch obwohl Baumanns vom figurativen Motiv ausgeht, abstrahiert und reduziert er es. So entsteht der Deutungsspielraum, der ihn mit Fuchs verbindet. Verfremdung, Überdeckung, Farbschichten und expressive Gesten verführen zum Traumdeuten.

Geboren 1980 in Offenbach
Seit 2003 Studium an der Hochschule für Gestaltung Offenbach, Schwerpunkt Malerei
2007 Vordiplom in Malerei,
2009 Stipendium der Johannes-Mosbach-Stiftung
www.dirkbaumanns.com


Throsten Fuchs, Fotografie

Sie steht am Rande eines Sprungbretts und blickt auf die neblige Dunkelheit unter ihr. Woher sie kommt und wohin sie geht ist unklar.

Thorsten Fuchs' "Composings" entstanden 2010 und 2011 im Rahmen eines Semesterprojekts im Bereich Kommunikationsdesign an der Hochschule Darmstadt, das sich mit der Darstellung von Träumen befasste. In surrealen Welten wachsen Szenen, die sich einer wachen Logik entziehen und über Attribute wie Farbe und Gefühl neu entstehen. Der Künstler selbst beschreibt seine Werke als eine Annäherung an subjektiv empfundene Träume. Er verwendet verschiedene Traumbilder für die einzelnen Fotografien, da Träume für ihn noch sehr komplex und schwierig darzustellen sind. Somit stehen seine Bilder am Beginn einer Entwicklung der persönlichen Auseinandersetzung des Künstlers mit der Thematik im Medium der Fotografie. Hierbei sind die Begriffe "Gefühl" und "Wirkung" von zentraler Bedeutung. Obgleich die Werke szenisch arrangiert wirken treten Szenerie und Thematik doch in den Hintergrund. Die Intention Thorsten Fuchs‘ besteht vielmehr darin, Gefühle zu transportieren und zu vermitteln. Dies versucht er durch Lichtstimmung und Farbe zu erreichen:

Eine schwangere Frau in einem kaum definierten, dunklen Raum, die eine Puppe mit schwarzem Haar vor ihrem Schoß hält.

Ein Fahrradunfall vor einem weißen Wohnhaus, das sich in einer Umgebung befindet, die an den düsteren Wald aus dem Märchen "Hänsel und Gretel" erinnert. Der Vollmond verbreitet ein diffuses Licht.

Ein Autounfall. Eine Frau in einem hellen Abendkleid mit Weinglas, die vom Nebel umschlungen wird.

Und ein Mann mit einem Gitarrenkoffer auf dem Weg zur Sonne.

Diese letzte Fotografie bildet in Bezug auf die intensivierte Lichtwirkung und Farbgebung einen Endpunkt der Annäherung Thorsten Fuchs' an die Traumthematik und ist gleichzeitig Ausgangspunkt der wirkungsästhetischen Kombinationen mit den Arbeiten von Dirk Baumanns.

Geboren 1982 in Frankfurt
Ausbildung zum Mediengestalter
Studium Kommunikationsdesign in Darmstadt, Schwerpunkt Fotografie
www.fuchsfotografie.com